Freiberg (1922 m)
Allgemeines
Der große Erschließer der Julischen Alpen, Julius Kugy, hat an den Schluss seines berührenden Buches „Aus dem Leben eines Bergsteigers“ ein Loblied an die Vorberge gestellt. Mag Kugys Pathos auch nicht dem sachlich gehaltenen Stil unserer Tage entsprechen, so fließt aus den Zeilen des Altösterreichers doch jene Poesie, die gerne aufnimmt und behütet, wer sich den Bergen im Geiste des Alpinklassikers nähert. Die lieblichen Vorberge hymnisch ansprechend, meint Kugy: „Ihr werdet dafür sorgen, dass die Erinnerung nicht vorzeitig verblasse...Und ich grüße noch einmal die frohen, grünen Almen und den dunklen, starken rauschenden Bergwald. Gütig blickt er auf mich herab, da ich langsam talauswärts schreite. Zu euren farbigen Festen bin ich immer geladen. Ihr lohnt meine Liebe und Treue zu euch. Ja, gewiss, ihr bleibt bei mir, da die Schatten des Abends herniedersinken, ich weiß es. Und gebt mir ein freundliches Geleite.“
Eines der sympathischsten Karawankenvorberge ist der 1922 Meter hohe Freiberg, vielen auch als Setitsche (Setice) ein Begriff. Im Norden Zell-Pfarres aufragend, ist er über eine bewaldete Einsenkung mit dem Jauernik (1657 m) verbunden. Konditionsstarke Wanderer absolvieren beide Gipfel „in einem Aufwaschen“, doch sollte der liebliche Freiberg nicht als „Startrampe“ für Bestleistungen dienen. Die weithin ins Land grüßende, ebenmäßig gebaute Berggestalt eignet sich eher zu genussvollem Dahinwanden. Über mehr als städtische Spaziergängerkonditionen sollte man sich aber doch verfügen, denn der Weg zum höchsten Punkt ist steil und bietet kaum ein paar Meter Erholung.
Anfahrt/Ausgangspunkt
Über Ferlach/Waidisch oder beim Freibach-Stausee her nach Zell-Pfarre (948 m). Parkplatz beim bekannten Gasthaus Falle. Schöne Sicht zum Gipfel.
Tour
Auf vorerst asphaltiertem Sträßchen, an der neuen Schule vorbei, zu einem Bauernhaus (große Linde, Bildstock). Nun über die sanft ansteigende Wiese nach Norden und, ein architektonisch etwas aus dem Rahmen fallendes Wochenendhaus passierend, zum nahen Wald, wo ein zerfurchter Hohlweg Muskel- und Lungenkraft prüft. Nach einer Stunde ist das Uschnikkreuz (1.300 m) erreicht. Wegverzweigung: Nach „links“ (Mitteilungstafel) zum Jauernik, nach „rechts“ zum Freiberg-Gipfel.
Der weitere Aufstieg ist klar vorgegeben – und schön. Manch eine Lichtung lässt traumhafte Blicke in die Wunderwelt der Karawanken zu; auf ausgewaschenem Steig werden steile Hängegemeistert; ein mächtiger, bis ins Tal abfallender Schlag ist zu queren. Nadel- und Mischwald sind zu durchmessen, und wer sich entschließt, die Setitsche im Frühsommer zu besteigen, wird seine Freude an vielen Schmetterlingen, seltenen Vögeln und leuchtenden Alpenblumen haben. Ein ebenes Wiesenstück lässt – einmal mehr auf dieser Tour – den Gipfel ins Gesichtsfeld rücken. Rasch ist denn auch eine vom sanften Grat herabziehende, breite Grasrinne erreicht (im Winter Lawinenfalle). Den Geländeeinschnitt übersetzend, gelangt der Setitsche-Aspirant abermals in steiles Gelände, das der klug angelegte Steig jedoch „klar unter Kontrolle“ hat. Im Bereich der Baumgrenze zahlt es sich aus, hin und wieder abseits des Steiges auf Entdeckungsreise zu gehen – der Blumen und der Vielzahl von zum Teil riesigen Ameisenhaufen wegen. Linken Hand taucht ein winziges Hüttchen auf; ein Platz zum Rasten und geruhsamen Schauen. Vorerst gilt es aber, dem Gipfel, bester aller Rastplätze, einen Besuch abzustatten. Schon ist er nah, schon ist man oben...
Charakter der Tour Leichte Bergwanderung. Gut markiert. Der Freiberg darf als „Grenzjahresberg“ gepriesen werden; geringmächtige Schneedecke und alpine Erfahrung vorausgesetzt, bietet er gewiss auch im Winter keine zu großen Schwierigkeiten. Der Verfasser hat die Setitsche im Laufe der Jahre und zu allen Jahreszeiten rund 40mal bestiegen. Wie sagte, in stummer Zwiesprache mit den Vorbergen befindlich, Julius Kugy? – „Ihr lohnt meine Liebe und Treue zu euch.“ Zeiten
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